„Der Mensch ist erst dann tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“
(Bertolt Brecht, deutscher Dramatiker und Schriftsteller)
Am 14.03.2023 hatte die Klasse 9a der Von-Drais-Schule mit ihrer Klassenlehrerin Sophia Ketterer die besondere Gelegenheit, Pfarrer Richard Lallathin von der Johannes-Diakonie Mosbach zu empfangen. Im Rahmen des Demokratie- und Erinnerungskulturprojekts der Schule hielt er einen eindrucksvollen Impulsvortrag zur nationalsozialistischen T4-Aktion – dem systematischen Mord an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen.
Durch Quellenarbeit, historische Recherchen und das Erzählen persönlicher Schicksale wurde nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch ein emotionaler Zugang zur Thematik geschaffen. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich mit der Ideologie hinter dem Euthanasie-Programm auseinander und stellten Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart her. Besonders eindrücklich waren lokale Beispiele und die Auseinandersetzung mit dem Umgang der Gesellschaft mit diesen Verbrechen. Hierbei wurde die Makrogeschichte der Mikrogeschichte angenähert, um Lokalgeschichte in den Vordergrund und gleichzeitig in den globalen Kontext zu setzen. Außerdem erhielten die Opfer Gesicht und Namen zurück, was ihnen durch die Bürokratie und das System der Nationalsozialisten oftmals genommen wurde.
Der Vortrag diente zugleich als Vorbereitung auf die kommenden Stolperstein-Aktionen der Schule sowie auf die bevorstehende Arbeit mit digitalen Lernumgebungen, die von Studierenden der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe unter der Leitung von Dr. Ulf Kerber entwickelt wurden. In den kommenden Wochen werden die Schülerinnen und Schüler selbstständig weiterforschen, reflektieren und so das historische Lernen vertiefen.
Die Veranstaltung machte deutlich: Erinnerungskultur ist nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch eine Verpflichtung für die Zukunft.
Zudem betonte Pfarrer Lallathin: „Demokratie braucht keine Helden“, was nichts anderes bedeutet, dass niemand über sich selbst hinauswachsen oder sich in Gefahr begeben muss, um Demokratie zu leben und zu schützen. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, demokratische Werte zu leben. Das meint auch, an Zeiten zu erinnern, in denen die Demokratie bekämpft und abgeschafft wurde, um dann wiederum dessen dramatische Folgen für die Gesellschaft zu erkennen und zu kritisieren.
Text: Sophia Ketterer
Bilder: Sophia Ketterer