Am 17. Juli setzten die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen ein starkes Zeichen gegen das Vergessen: Gemeinsam gestalteten sie die Verlegung dreier neuer Stolpersteine in Gernsbach und Scheuern – für Heinrich Kilgus, Franz Emil Viola und Wilhelm Oertel.
Die Veranstaltung war der Höhepunkt mehrere Unterrichtsstunden und Teilprojekte im Geschichts-, Religions- und Ethikunterricht, betreut von Frau Ketterer und Frau Schumacher. Auch Herr Hug, der das musikalische Programm gestaltete, und Herr Eisele mit seinem engagierten Technik-Team – Moritz Schumacher, Lennox Thiele und Jimmie Künzle – unterstützten die Aktion maßgeblich.
Im Unterricht hatten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Nationalsozialismus, dem Holocaust und der sogenannten „T4-Aktion“ auseinandergesetzt – ein NS-Vernichtungsprogramm, das sich gezielt gegen Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen richtete. Eine Exkursion zum ehemaligen Konzentrationslager Struthof-Natzweiler machte Geschichte greifbar und verstärkte das Verständnis für die Bedeutung des Erinnerns. Auch die Reinigung bestehender Stolpersteine in Gernsbach war Teil dieses Projekts.
Die Verlegung der neuen Stolpersteine wurde von den Jugendlichen selbst gestaltet. Das Programm umfasste eine Andacht, die Vorstellung der Biographien der Opfer, Gedichtvorträge sowie musikalische Beiträge – darunter die Lieder I Follow Rivers, Everything I Wanted und Erinnerungen, einfühlsam vorgetragen von Cyillia Arringo, Giovanna Zipsin und Emy Meisner. Für die Moderation sorgten Cyillia Arringo, Nicole Kassner und Cheiron Brüsewitz. Lesebeiträge kamen von Lena Adam, Aurora Selmani, Jay Fritz, Zivko Jovanovic und Leon Semper.
Ergänzt wurde die Veranstaltung durch Kunstwerke, die im Unterricht entstanden sind und nun als bleibende Erinnerung in der Aula ausgestellt werden.
Ein besonderer Dank gilt Stadtarchivar Herrn Froese, der mit seiner Unterstützung diese Gedenkveranstaltung ermöglicht hat. Ebenso danken wir dem Bürgermeister, der die Veranstaltung mit seinen Worten eröffnete und abschloss.
Die Verlegung war Teil des schulischen Demokratieprojekts, das die Von-Drais-Schule ins Leben gerufen hat, um junge Menschen für Menschenrechte, Teilhabe und Erinnerungskultur zu sensibilisieren. Die Stolpersteine sind dabei nicht nur Mahnmale für die Vergangenheit, sondern zugleich ein Aufruf für das Hier und Jetzt: Demokratie lebt vom Erinnern – und vom Handeln.
Die Stolpersteinverlegung war mehr als ein schulisches Projekt – sie war ein wichtiges Zeichen des Gedenkens und eine Mahnung für die Gegenwart: für Menschlichkeit, Verantwortung und aktives Handeln – heute und in Zukunft. Weitere Verlegungen sind bereits geplant.
Text: Sophia Ketterer
Bild: Sophia Ketterer & Maximilian Steger










Beiträge der Schülerinnen und Schüler:
Andacht von Jay Fritz
An alle gefallenen Seelen
möge niemand euren Frieden stehlen,
ihn nicht mit Füßen treten.
Auf das wir uns immer an euer Leid erinnern,
dass euer Schmerz immer mit uns glimmert.
Niemals vergessen, was damals war,
was euch damals geschah.
Dass wir euch immer ehren,
euer Leid soll sich nicht mehren,
alle sollen sich darum scheren.
Wir erinnern uns an die Schreie,
dass eure Erinnerung ewig gedeihe.
Eine eingemauerte Geschichte von Leonie Hepting
In Pflaster gemauert,
kaum zu sehn
dennoch ist viel mit diesen Menschen geschehen.
Ein Name, ein Datum, ein nicht berechtigter Grund,
sie träumten, sie lachten und lebten das Leben.
Doch dieses Leben wollte man Ihnen nicht geben.
Wir erinnern uns an sie,
doch es wird nur gefragt: Wie?
Wie konnte man dies nicht verbieten?
Dieses Geschehen sitzt auf unserem Gewissen.
Das Gewissen, was nie geht.
Sie liegen Gold und still
in unserer Welt.
Jeder Stein erzählt Leid
und hält ein Stück Unendlichkeit.
Der Holocaust von Paul Pfistner
Menschen
werden gehasst
weil sie anders
waren ohne Grund nur
wegen der Religion oder
der Herkunft sie wurden aus
ihren Häusern mit
Angst heraus
gezerrt.
Ich
sehe Fotos
Ich lese Berichte
und verstehe was dort
geschehen ist darf nie wieder
geschehen in unserer Geschichte
dafür müssen wir
alles Mögliche
tun.
Stolperstein von Giovanna Zipsin
Ein kleiner Stein auf meinem Weg,
unscheinbar, doch mit großem
Wert.
Ich falle kurz, verlier den Halt,
der Tag wird schwer, die Hoffnung kalt.
Doch steh ich auf, so wie ich bin.
Mit neuem Blick, mit neuem Sinn.
Denn jeder Stein, so hart, so klein,
kann auch eine Lehre für mich sein.
Wir tragen Narben, nicht aus Schwäche,
sondern, weil ich weitergehe –
echt und stark.
Der Stolperstein ist nie mein Feind.
Er zeigt mir nur: Ich bin nicht klein,
und dass ich nicht vergessen bin.